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Mittelschule und Grill- und Zeltplatz
- Themen beim Kommunalpolitischen Frühschoppen

Am 14. März hatten wir Grüne und Aktive BürgerInnen für Sennfeld zum kommunalpolitischen Frühschoppen ins Blockhaus der Naturfreunde Sennfeld eingeladen. Thematisiert wurden das Bayerische Mittelschulkonzept und seine Auswirkungen auf die Hauptschule in Sennfeld sowie die Pläne der Sennfelder Naturfreunde, einen Wohnmobilstellplatz und einen Grill- und Zeltplatz auf ihrem Gelände zu errichten.

Die grüne Landtagsabgeordnete Simone Tolle erläuterte zunächst das Bayerische Mittelschulkonzept. Sie berichtete in diesem Zusammenhang auch vom Dialogforum des Schulamtsbezirks Schweinfurt am 2.3. in Grafenrheinfeld und stellte die dort genannten Sennfelder Schülerzahlentwicklungen und Schulverbundpläne vor.


Das Dialogforum sei von Seiten des Kultusministeriums „nicht als Forum gedacht gewesen, in dem über neue pädagogische Ansätze im Bereich der Hauptschule diskutiert wird", so Tolle. Es diene lediglich dem Ziel, auf dem Hintergrund der demographischen Entwicklung im Landkreis Schweinfurt und der starke Rückgang der Schülerzahlen die das schulpolitische Konzept „Bayerische Mittelschule" und in diesem Zusammenhang mögliche Schulverbünde vorzustellen.

Bezüglich der Schülerentwicklung seien beim Dialogforum u.a. folgende Fakten genannt worden: In 2009 sind in Unterfranken rund 34,04 % der Schüler an das Gymnasium übergetreten und 26,99 % in die Realschule. Nur 38,97 % sind in der Hauptschule verblieben. Zwischen 2008 und 2009 ist an den unterfränkischen Hauptschulen ein Schülerschwund von 22,9 % zu verzeichnen gewesen. Diese Entwicklung habe sich bereits seit längerem abgezeichnet, so Tolle. Seit 1991 seien 700 Hauptschulen in Bayern geschlossen worden. „Doch allen Prognosen zum Trotz hat die Bayerische Regierung die Augen vor der Realität verschlossen und selbst im Jahr 2004 noch keinen Handlungsbedarf gesehen. Jetzt propagiert das Kultusministerium das Mittelschulkonzept und damit verbundene Schulsprengeländerungen als Lösung für die Probleme der ländlichen Hauptschulen.", erklärte die grüne Landtagsabgeordnete.

Für Hauptschulen im Stadtgebiet stelle sich die Frage nach Schulverbünden nicht, da hier insgesamt noch wesentlich höhere Schülerzahlen existieren als in den Landkreisgemeinden.
„Bereits vor dem Dialogforum seien von den Bürgermeistern im Landkreis Schweinfurt erste Sondierungsgespräche mit anderen Gemeinden geführt. Weitere Sondierungsgespräche würden folgen.", berichtete Simone Tolle.
Im Bezirk Unterfranken hätten von 70 geplanten Dialogforen bereits 7 stattgefunden. Beim Dialogforum in Grafenrheinfeld seien fünf mögliche Mittelschulverbünden im Landkreis Schweinfurt als denkbar vorgestellt worden. „Offiziell ist von einer Mindestgröße von 300 Schülern pro Schulverbund die Rede", so Tolle, „doch wird vom Schulamt darauf geachtet, dass sich möglichst große Schulverbünde mit ca. 500-600 Schülern bilden, da in den nächsten Jahren mit weiter sinkenden Schülerzahlen zu rechnen ist.

Tolle stellte auch die Zahlen für Sennfeld vor, die beim Dialogforum genannt worden waren: Derzeit besuchen in Sennfeld 115, in Schonungen 111 und in Gochsheim 275 Schüler die Hauptschule. Im Jahr 2015/2016 ist mit folgenden Zahlen zu rechnen: Sennfeld 90 Hauptschüler, Schonungen 100 und Gochsheim 171. D.h. es ist davon auszugehen, dass die Zahl der Hauptschüler in den drei Gemeinden in den nächsten fünf Jahren von 501 auf 361 schrumpfen wird.

Nach den Schülerprognosen stellte Simone Tolle das Konzept der Mittelschulen vor: Im Rahmen des Bayerischen Mittelschul-Konzeptes müssten sog. Mittelschulen drei Zweige Soziales - Wirtschaft - Technik und die Möglichkeit zum Erwerb eines mittleren Schulabschlusses anbieten. Zudem müsse ein Ganztagsangebot vorgehalten werden. Jene Hauptschulen, die dies nicht alleine leisten können und die Schülerzahl von ca. 300 nicht erreichen, könnten sich zu einem Mittelschulverbund zusammenschließen. „Kleine Hauptschulen, die keinen Verbund anstreben, werden schnell ins Abseits raten und das Vertrauen der Eltern verlieren", vermutet Tolle. Denn: Wer schicke schon gern sein Kind auf eine Schule, die nicht alle Möglichkeiten bietet.

Im Anschluss an die Darstellung des Mittelschulkonzeptes fand eine rege Diskussion statt.

Was die Situation in Sennfeld betrifft, so kritisierten die drei anwesenden Sennfelder Gemeinderäte die Tatsache, dass sie von offizieller Seite nur sehr wenig Informationen zum Mittelschulkonzept haben und den aktuellen Sachstand bezüglich der Sennfelder Hauptschule mehr oder weniger nur aus Presse entnehmen konnten.
Unweigerlich stellte sich bei den Anwesenden die Frage „Sollen Gemeinderäte dann nur noch zum Abnicken einer bereits festgelegten Entscheidung herangezogen werden?"
Simone Tolle stellte in der Diskussion noch weitere Fakten vor und äußerte auch ihrerseits nachfolgende Kritik am Mittelschulkonzept:

  • Das Mittelschulkonzept ist nicht nachhaltig. Aufgrund der mangelnden Akzeptanz der Hauptschulen und weiter sinkender Schülerzahlen wird es zu weiteren Hauptschulschließungen kommen.
  • Das Konzept bringt keine pädagogischen Verbesserungen und keine kleineren Klassen.
  • Am Lehrermangel ändert sich nichts. In zwei Dritteln aller Schulen fehlt jetzt schon 1 Lehrer. Im nächsten Schuljahr werden laut Tolle weitere 420 Lehrerstellen abgebaut - vor allem durch Altersteilzeit und Berentung. 300 Lehrerstellen werden gesperrt. Wie kann so die vom Kultusministerium angekündigte verstärkte Förderung im Bereich der Hauptschule erreicht werden?
  • der sog. Mittlere Abschluss, der auch bisher über die sog. M-Klassen erworben werden konnte, wird von Eltern- und Arbeitgeberseite her bisher kaum akzeptiert.
  • Der sog. Mittlere Abschluss an den Mittelschulen ist nicht mit dem Realschulabschluss vergleichbar.
  • Wenn möglich versuchen Eltern deshalb darauf hinzuwirken, dass ihr Kind den „richtigen", originalen Realschulabschluss erwirbt, um so mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhalten.
  • Zwar können auch heute bereits Schüler mit dem Mittleren Bildungsabschluss die Fachoberschule besuchen, doch überdurchschnittlich viele Schüler mit mittleren Abschluss brechen die FOS wieder der ab, weil sie den Leistungsanforderungen nicht gewachsen sind.
  • Mit der Einführung von Mittelschulen wird das ohnehin schon sehr differenzierte und verwirrende Bayerische Schulsystem noch komplizierter.
  • Die bestehenden bayerischen Schulmodelle werden von den Betroffenen - den Schülern und ihren Eltern - zunehmend kritisiert. Es bilden sich immer mehr Privatschulen, die aus dem derzeit bestehenden bayerischen Schulsystem aussteigen und eigene pädagogische Wege gehen.
  • Mit der Bildung von Schulverbünden entstehen vermehrt Kosten für die Schülerbeförderung, für bauliche Maßnahmen, für Raumausstattung etc. Das Kultusministerium fordert von den am Schulverbund beteiligten Schulen den Abschluss einer Kooperationsvereinbarungen, die aber aus Sicht der betroffenen Gemeinden wohl einige Finanzierungsfragen offen lässt. Hier wäre wohl die Bildung eines kommunalen Zweckverbandes erforderlich, um ein gutes Einvernehmen herstellen zu können.#
  • Das Vorgehen rund um die Bildung von Mittelschulverbünden ist wenig demokratisch. Auf der Grundlage der Ergebnisse des Dialogforums sollen sich Bürgermeister und Schulleiter auf praktische Modelle bzw. notwendige Schulverbünde einigen. In den Gemeinderäten soll dann darüber abgestimmt werden. Doch letztlich behält sich die Regierung von Unterfranken die letzte Entscheidung über mögliche Schulverbünde vor.

Im zweiten Teil des kommunalpolitischen Frühschoppens berichtete Manfred Wenta, Vorsitzender der Sennfelder Naturfreunde, berichtete von den Plänen der NaturFreunde-Vereins, 10 Wohnmobilstellplätze und ca. 10 Zeltplätze für Familien, durchreisende Radfahrer oder andere individuelle Zeltübernachtungsgäste zu schaffen, sowie einen Grillplatz zu errichten.

Die Pläne sollten möglichst noch in diesem Jahr verwirklicht werden. „Der Grillplatz kann von den Camping- und Zeltplatznutzern, von den Wohnmobilreisenden aber bei Bedarf auch von Sennfelder Familien genutzt werden", erklärte Wenta. Für Gruppenfeiern, wie z.B. Geburtstags- oder Schulabschlussfeiern sei der geplante Grillplatz jedoch nicht geeignet. Bei solchen Feiern, so der Vorsitzende der NaturFreunde, gehe es naturgemäß auch einmal laut zu. Eine solche Lärmbelästigung könne den Campingplatz-, Zelt- und Wohnmobilgästen und auch  den Bewohnern des angrenzenden neuen Wohngebietes Rempertshag nicht zugemutet werden.
Die beim kommunalpolitischen Frühschoppen anwesenden Sennfelder Bürgerinnen und Bürger begrüßten die Pläne der NaturFreunde. Gleichzeitig stellten sie jedoch fest: Die Anregung aus den Jahren 2006, 2007 und 2008, in Sennfeld einen gruppengeeigneten Zelt- und Grillplatz zu schaffen, liegt somit immer noch auf Eis. Rita Weber, Sprecherin des grünen Ortsverbandes erinnerte daran, dass die Sennfelder Grünen und Aktiven BürgerInnen im Sommer 2008 eine Unterschriftenaktion gestartet hatten. Innerhalb kurzer Zeit hätten sich damals 234 Sennfelderinnen und Sennfelder daran beteiligt und sich für die Schaffung eines auch gruppengeeigneten Grill- und Zeltplatzes ausgesprochen. „Wir werden die alte Forderung nochmals aufgreifen und einen entsprechenden Antrag auch in die Haushaltsberatungen der Gemeinde Sennfeld einbringen", so die beiden grünen Gemeinderäte Gerold Schömig und Helga Jurisch.

 

 

 

 



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