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31.12.2021
„Warum wehren sich die Bürgermeister der Anrainergemeinden eigentlich so stark gegen eine Reaktivierung der Steigerwaldbahn?“ Diese Frage stellte Florian Liese, Leiter der Abteilung Planung der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) den Demonstrierenden, die sich am 21.12.21 vor Beginn der Stadtratssitzung vor dem Konferenzzentrum auf der Schweinfurter Maininsel versammelt hatten. Liese war mit einem weiteren BEG-Mitarbeiter, dem Verkehrsforscher Andreas Kovacs, nach Schweinfurt gekommen, um den Stadtrat über den aktuellen Sachstand rund um die Steigerwaldbahn zu informieren.
Rita Weber und Eugen Morlang hatten sich mit rund 25 anderen Bahninteressierten vor dem Konferenzzentrum eingefunden und nutzten hier die Gelegenheit zum persönlichen Gespräch und Austausch mit den beiden BEG-Vertretern. „In vielen anderen bayerischen Städten und Gemeinden thematisieren kommunale Vertreter die Potentiale und Vorteile der Bahn und begrüßen einen Bahnanschluss für ihre Kommune ausdrücklich“, erklärte Liese. Im Gegensatz dazu hätten etliche Gemeinden entlang der Steigerwaldbahntrasse in ihrer Stellungnahme an die BEG statt der Potentiale ausschließlich die Nachteile einer Steigerwaldbahn-Reaktivierung, zum Teil seitenlang, thematisiert. Auf die Stellungnahme des Sennfelder Bürgermeisters angesprochen, erklärte Liese, dass Oliver Schulze in seinem Schreiben sehr vehement klar gemacht habe, dass er einen Bahnhaltepunkt auf Sennfelder Gemeindegebiet rundum ablehne. Im Rahmen der Potentialanalyse habe die BEG dann trotzdem eine Bahnhaltestelle beim Sennfelder Aldi mit in die Berechnungen einfließen lassen. Auf Nachfragen erläuterte Liese, dass man diesen Haltepunkt statt des Haltepunktes ´Sennfelder Bahnhof´ eingerechnet habe. Beide Haltpunkte seien betrachtet worden. Schließlich sei aber nur der Aldi-Haltepunkt in die Potentialanalyse aufgenommen worden, da für diesen von der BEG ein höheres Fahrgastpotential errechnet worden war. Weber gab in diesem Zusammenhang zu bedenken, dass der Haltepunkt ´Sennfelder Bahnhof´ durchaus viel Potential in sich berge. Er sei zwar nicht für die Sennfelder wohl aber für die Bürger der südlich gelegenen Anrainergemeinden sehr interessant. „Wenn zum Beispiel Bürger aus Grettstadt, Alitzheim oder Gerolzhofen in die Schweinfurter Innenstadt wollen, ist diese vom Sennfelder Bahnhof sehr schnell fußläufig zu erreichen,“ so Rita Weber.
Überrascht zeigte sich Liese, als ihn Weber darüber informierte, dass der Sennfelder Bürgermeister die gemeindliche Stellungnahme an die BEG ohne Vorabinfo und Rücksprache mit den Gemeinderäten verfasst habe und dass es Schulze bisher abgelehnt habe, sein Schreiben an die BEG im Wortlaut den Gemeinderäten bekannt zu machen. Statt dessen habe er in einem Gespräch mit den grünen Gemeinderäten, die Akteneinsicht eingefordert hatten, nur aus seinem eigenen Schreiben zitiert. „Ich finde, die Sennfelder Bürgerinnen und Bürger haben ein Recht darauf zu wissen, was in der Stellungnahme des Bürgermeisters an die BEG steht“, erklärte Eugen Morlang von den Aktiven BürgerInnen für Sennfeld.
Im Gespräch mit den bahninteressierten Demonstranten machten Liese und Kovacs deutlich: Die Potentialanalyse habe zwar ergeben, dass die Regierungsvorgaben für eine Streckenreaktivierung im Falle der Steigerwald nicht erfüllt worden seien, dennoch sei die Steigerwaldbahn aber nicht ohne Potential. An die Bahnfreunde gerichtet, erklärte Liese: „Sinnvoll wäre es gewesen, wenn Sie sich auf politischer Ebene für eine Reduzierung des Richtwerts von 1000 Reisenden-Kilometer eingesetzt hätten, statt an der Potentialanalyse Kritik zu üben“.
Dass die bayerische Verkehrsministerin Kerstin Schreyer ( CSU) inzwischen auch dafür ausspricht, Reaktivierungen unter bestimmten Voraussetzungen auch dann zuzulassen, wenn der 1000-Richtwert nicht erreicht wird, überrascht. Auch wenn der Hintergrund für den plötzlichen Sinneswandel unklar bleibt – er lässt hoffen. Ist die Steigerwaldbahn vielleicht doch noch nicht tot?
Fotos: Rita Weber
v.l. n. rechts: Andreas Kovacs, Florian Liese - BEG-Mitarbeiter
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