Festansprache von Rita Weber

zum 18. jährigen Jubiläum des Ortsverbandes Bündnis 90/Grüne und der Aktiven BürgerInnen für Sennfeld

beim grünen Wahl-Herbst-Festam 21. September 2008
im Hof der Biogärtnerei von Gustav und Isolde Tietze

Liebe Festgäste,

seit 18 Jahren gibt es uns Grüne und Aktive als kommunalpolitsche Gruppierung in Sennfeld. Wir sind volljährig geworden. Wir sind stark, selbstbewusst, sachkompetent und lernen immer noch und auch gerne dazu.
Wir wissen was wir wollen, wir melden uns zu Wort und setzen uns für unsere Ziele ein. Und wir nutzen mit Begeisterung das passive und das aktive Wahlrecht, um Politik für Ort mitzugestalten.
Seit Jahren begleitet uns das Motto „Global denken - lokal handeln" und ein Satz, der vor Jahren auf einem grünen Wahlplakat zu lesen war und immer noch aktuell ist: „Wir haben die Erde von unseren Kindern nur geborgt".
Wir machen uns in Sennfeld dafür stark, dass mit den natürlichen Ressourcen unseres Heimatortes und dieser Erde schonend umgegangen wird. Wir denken langfristig und blicken über den Tellerrand hinaus. Wir wollen nicht auf Kosten unserer Kinder oder anderer Länder leben.

Geburtstagsfeiern und erst recht der 18. Geburtstag ist immer auch ein Anlass zurückzublicken, auf die vergangenen Jahre und den Lebensanfang.

Die Geburt unseres grünen Ortsverbandes erfolgte am 19. Januar 1990. Die vier grünen Parteimitglieder Jimmy Weber, Gustav Tietze, Elisabeth Gleich und Stefan Müller hoben an diesem Tag den Ortsverband ganz offiziell aus der Taufe, mit dem Ziel, das Ortsgeschehen in Sennfeld aktiv mitzugestalten. Bei der bevorstehenden Kommunalwahl galt es, mit einer eigenen Liste anzutreten und Gemeinderatsmandate zu gewinnen, um dann im Rathaus mit zu sprechen und mit zu entscheiden.
Bereits zwei Tage später, am 21. Januar, wurde im Rahmen einer Nominierungsversammlung gemeinsam mit parteilosen aber grünnahen BürgerInnen und Bürgern aus Sennfeld eine gemeinsame Liste für die Gemeinderatswahlen aufgestellt. Walter Dietz, Reiner Kramer, Stefan Müller, Christine Reichenberger, Olger Schmidt, Gustav Tietze, Jimmy Weber und ich stellten sich zur Wahl. „Grün wächst - auch in Sennfeld" so lautete das Motto unseres damaligen Wahlprogramms, an das wir Tütchen mit Sonnenblumensamen hefteten, verbunden mit der Bitte an die Sennfelder Bevölkerung, diese Samen auszusäen.

Unsere Kandidatur löste in Sennfeld starke Wehen aus - um nicht zu sagen ein kommunalpolitisches Erdbeben. Es dauerte nicht lange und in allen Sennfelder Briefkästen landete ein sog. „Bürger-Bekenntnis", unterzeichnet von Ernst Töpper im Auftrag von "Sennfelder Bürgerinnen und Bürger". Im Bekenntnis war unter anderem zu lesen: „Sennfeld, kein Nährboden für GRÜNE Experimente! ... KOMMUNALPOLITIK ist auch GESELLSCHAFTSPOLITIK vor der Haustür!!! HIER sind gesellschaftsverändernde Ansätze deutlich erkennbar!!! Wir lassen diesen ´Samen´ in Sennfeld nicht aufgehen!"

Doch mit Unterstützung vieler Andersdenkender ging diese Saat dann doch auf! 1990 waren es 8,4, % der Sennfelder Wählerinnen und Wähler, die uns ihre Stimme gaben und Gustav Tietze zu einem Sitz im Gemeinderat verhalfen. Im Laufe der Jahre legten wir dann kontinuierlich zu und konnten im Frühjahr diesen Jahren ganze 15,1 % der Stimmen auf uns vereinen.
Inzwischen sorgen Gerold Schömig und Helga Jurisch dafür, dass in Sennfeld grüne Ideen ins Rathaus gelangen. Auch im Kreistag sind wir Sennfelder Grünen schon seit einigen Jahren vertreten. Zunächst war es Walter Rachle, der in den Kreistag gewählt wurde. Seit 2008 gehören nun Walter Rachle und Gustav Tietze dem Kreistag an.

Wir sind den politischen Kinderschuhen entwachsen. Wir haben viel gelernt und manch Widerständen getrotzt. Aus unerfahrenen kommunalpolitischen Schülern sind inzwischen sogar Oberlehrern worden. Doch halt - nicht dass hier der Eindruck entsteht, wir hätten uns selbst befördert. Nein. Den Titel „Oberlehrer" verliehen uns Vertreter anderer politischer Parteien im Sennfelder Rathaus, in Anerkennung der Tatsache, dass wir Grün-Aktiven die Einzigen sind, welche im Rathaus Anträge schriftlich einbringen und diese dann obendrein noch begründen.

Aus dem Trotzalter sind wir auch im Laufe unseres inzwischen 18jährigen Lebens nie ganz herausgewachsen. Trotz Oberlehrer-Kritik bringen wir Anträge nach wie vor oft schriftlich ein. Trotz Ablehnung so manchen Antrags halten wir an Zielen, die uns wichtig sind, fest und bringen, wenn es sein muss, bestimmte Anliegen auch zum wiederholten Mal ins Rathaus ein. So zum Beispiel unsere Idee von einem einfachen Grill- und Zeltplatz in Sennfeld. Nach zweimaliger Antragsablehnung innerhalb von zwei Jahren sammeln wir derzeit Unterschriften für dieses Anliegen.

Hartnäckigkeit und Geduld zahlt sich aus. Das haben wir von unserem langjährigen Gemeinderat Gustav Tietze gelernt. Fast 13 Jahre war er im Gemeinderat aktiv. Als Gärtnermeister weiß er: Manchmal dauert es länger, bis eine Saat aufgeht und Früchte geerntet werden können. Wachsen und Gedeihen braucht Zeit. Als kommunalpolisch Aktive haben wir gelernt, dass es sich lohnt, an Zielen dranzubleiben.
So wurde z.B. 17 Jahre nach unserer Antragsstellung die Photovoltaikanlage auf dem Sennfelder Schwimmbaddach verwirklicht. Bockheizkraftwerke wurde von der Gemeinde installiert und die ursprünglich von Gustav angeregten Energietage veranstaltet die Gemeinde Sennfeld inzwischen mit wachsender Begeisterung. Die Sennfelder Solargemeinschaft, die ebenfalls auf Anregung von Gustav zustande kam, wird  von Olger Schmidt als Geschäftsführer, geführt.
Die Forderung von Sennfelder Jugendlichen nach einem gemeindlichen Jugendtreff unterstützten wir zu einem Zeitpunkt, als der Boden hierfür im Rathaus alles andere als fruchtbar erschien. Nun gibt es den Jugendtreff schon seit vielen Jahren.

Viel haben wir erreicht - und viel bleibt noch zu tun. So treten wir z.B. ein für den Rückkauf des Stromnetzes, ein Nahwärmenetz, die Ausweitung der Öffnungszeiten im Jugendtreff etc.

Ohne Übertreibung können wir sagen: Wir haben Maßstäbe gesetzt, nicht nur was Form und Inhalt von Anträgen im Gemeinderat betrifft. Verglichen mit den Veröffentlichungen anderen Parteien erscheint unser „Grünes Blättle" sehr informativ. Wir haben auch Maßstäbe im Wahlkampf gesetzt - mit unserem Großplakat einschließlich Gruppenfoto. „Unser Team für Sennfeld". „Gemeinsam ziehen am grünen Strang".

Diese Plakataufschriften sind mehr als ein Wahlslogan. Neben unserer Sachkompetenz ist unsere Gemeinschaft unsere größte Stärke!
Wir rollen aber keineswegs auf der Harmoniewelle. Bei unseren regelmäßigen Treffen gibt es immer wieder lebhafte und auch kontroverse Diskussionen. Doch bei aller Meinungsverschiedenheit und trotz der Ecken und Kanten, die jeder von uns hat, respektieren wir einander und begegnen wir uns mit Wertschätzung. Heute, nach 18 Jahren gemeinsamer kommunalpolitischer Arbeit, verbinden uns nicht nur parteipolitische Ziele, sondern vielfach auch Freundschaft!

Für diese freundschaftliche Verbundenheit und das gemeinsame Engagement danke ich Euch Sennfelder Grünen und Aktiven BürgerInnen sehr. Danke sage ich vor allem auch unseren grünen Gemeinderäten und Kreisräten und Euren Ehepartnern, die Euer Engagement durch alle Höhen und Tiefen hindurch stets mitgetragen haben.

Auch den Mitgliedern und dem Vorstand des Grünen Kreisverbandes Schweinfurt gilt unser Dank. Im Laufe der 18 Jahre habt Ihr uns auf vielfältige Weise unterstützt.
Simone (Tolle) und Hans-Josef (Fell) - Ihr ward und seid für uns Unterstützer der ganz besondern Art. Mit Deiner, Simone, bildungspolitischen Vision als Landtagsabgeordnete, motivierst Du uns als Ortsverband stets aufs neue, uns dafür einzusetzen, dass Kinder ohne Selektierungsdruck länger gemeinsam die Schule im Dorf besuchen können.
Was Dich, Hans-Josef betrifft, so möchten wir Deinen ausdauernden und erfolgreichen Kampf als energiepolitischer Sprecher der grünen Bundestagsfraktion für eine Energiewende hervorheben. Dein unerschütterlicher Glaube an eine mögliche Energiewende und das maßgeblich durch Dich erkämpfte Erneuerbare Energiengesetz - kurz EEG genannt - hat uns ins Sennfeld mehr als einmal motiviert, uns für die Nutzung erneuerbarer Energien in Sennfeld stark zu machen. Dafür sagen wir Dir heute ausdrücklich „Herzlichen Dank".

Wir hoffen natürlich weiterhin auf die Unterstützung von Euch allen und von vielen Sennfelder Bürgerinnen und Bürgern, nicht nur - aber auch - im Hinblick auf die bevorstehenden Landtags- und Bezirkswahlen und zukünftige Gemeinderatswahlen!

Dir Simone und dir Ayfer (Fuchs) wünschen wir viele Wählerstimmen bei der Landtagswahl am kommenden Sonntag und dir Walter (Rachle), ein gutes Abschneiden bei der bevorstehenden Bezirkstagswahl.

Stimmen für GRÜN sind keine Fehlinvestition. Im Gegenteil: Sie sind der
Motor für eine umwelt- und menschenfreundliche Politik in Sennfeld, in ganz Bayern und darüber hinaus!

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

 



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