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Erneuerbare Energien – Die Lösung für Energiesicherheit und Klimaschutz

Hans Josef Fell  referierte am 8. Februar bei den regionalen Energietagen in Sennfeld

Der ehemalige grüne Bundestagsabgeordnete und derzeitiger Präsident der „Energy Watch Group“, Hans Josef Fell, referierte am 8.2.15 im Rahmen der regionalen Energietage in Sennfeld.  „Die  Erneuerbaren Energien sind die Lösung für Energiesicherheit und Klimaschutz und bieten einen Lösungsansatz für wichtige weltweite Wirtschafts-, Umwelt und soziale Fragen“, erklärte Fell gleich zu Beginn seiner Ausführungen.  Ein globaler Blick  sei notwendig, um auf lokaler Ebene die richtigen Entscheidungen zu treffen.   Angesichts der globalen Erderwärmung,  der Umweltbelastungen durch Atom- und Kohlenutzung, der Ölkriege  im Irak, etc.  betrachtet es der grüne Energieexperte als große politische Herausforderung, global und lokal die richtigen Maßnahmen in die Wege zu leiten.  Subventionen für fossile Energieerzeugung, die Absenkung von Stromvergütungen oder eine Verringerung des Wachstum erneuerbarer Energien hält Fell für kontraproduktiv. Auch im Hinblick auf die weltweiten  Flüchtlingsströme sei es von zentraler Bedeutung, die Lebensgrundlagen der flüchtenden Menschen in den Herkunftsländern zu sichern.

Die Unabhängigkeit von Energielieferanten sind für den grünen Energieexperte ein wichtiges Argument, das für die erneuerbaren Energien spricht. „Die Ukraine-Krise ist eine Erdgaskrise“ so Fell. Auch Deutschland sei abhängig von Gas-, Uran- und Öl-Importen.  Dass der Ölpreis vorübergehend gesunken sei, sei darauf zurückzuführen, dass weltweit die Nachfrage nach Öl zurückgegangen und zeitgleich die Öl-Förderung gering erhöht worden sei.  Langfristig sei aber wieder  mit einem Ölpreisanstieg zu rechnen, da der Peak of Oil bereits erreicht sei. Das Fracking als Methode zur Öl-und Gasgewinnung lehnt Fell ab, da sie vor allem die Trinkwassserversorgung gefährde. Das größte Fracking-Unternehmen in den USA stehe zudem vor einem Schuldenberg von 430 US-$  und baue seine Öl- und Gasförderung schon wieder ab. 

„Einen weiteren Anstieg der Erderwärmung zu verhindern, reicht  nicht aus. Ein Abkühlungsprozess der Erde muss das Ziel sein“, erklärte Fell.  Der Energieexperte sieht  viel wirtschaftlichen, politischen und auch persönlichen Handlungsbedarf.   „Klimagasemissionen müssen gestoppt werden, der Kohlenstoff aus der Atmosphare geholt, Flächen aufgeforstet, Humus aufgebaut und biologische Landwirtschaft betrieben werden“. Auch die Erzeugung von Biokohle hält Fell für einen wichtigen Baustein auf dem Weg zur Energiesicherheit und Erdabkühlung.  Die Ökostromproduktion sei erfolgreich gewachsen. Der Anteil von Ökostrom sei in Deutschland sei von 6 % im Jahr 2000 auf aktuell 27 % angestiegen.  Die Technik rund um die Erneuerbaren Energien seien heute wesentlich billiger, viele Unternehmen und viele Bürger hätten in klimafreundliche Energiegewinnung investiert.  „Nicht die vier größten Energieunternehmen, sondern Bürgergemeinschaften, Landwirte und Mittelstandunternehmen haben zum Erfolg der Erneuerbaren Energien beigetragen“ betonte Fell. Dass die lokale Energiewende möglich ist, zeige sich zum Beispiel in Großbardorf, wo vor  7 Jahren die Energiewende eingeläutet worden sei. Heute decke die Gemeinde zu 475 % ihren Strombedarf   und zu 90 % ihren Wärmebedarf aus erneuerbaren Energien.

„Die Erneuerbaren Energien wurden oftmals als Preistreiber diffamiert, so auch von der Initivative ´Neue soziale Marktwirtschaft´, die von der  Atom- und Kohlewirtschaft organisiert wird“, erklärte der Referent. Wahr sei jedoch:  „Der deutsche Industriestrompreis ist weltweit einer der billigsten. Der starke Preisanstieg für Haushaltsstrom ist der Veränderungen der EEG-Novelle geschuldet, die Umweltminister Gabriel 2009 vorantrieben hat“.  Die EEG-Umlage sei massiv gestiegen, während die Vergütung von Ökostrom nur gering gestiegen sei.

„Windkraft ist die billigste Energieerzeugungsart“, machte der grüne Energieexperte den interessierten Zuhörern klar. Das Argument so mancher Tierschützer, Windkraft führe zum Vogeltod ließ er nicht gelten und wies in diesem Zusammenhang auch auf die zerstörerischen Folgen des Kohlebergbaus hin.  „120 Dörfer der Sorben gibt es nicht mehr“ – Menschen seien umgesiedelt und riesige Landschaftsflächen  der Vegetation beraubt worden. „ Durch Kohleabbau, Gas- und Ölförderung sterben viel mehr Vögel als durch Windkraft. So betrachtet dient Windkraft dem Vogelschutz“, ist Fell überzeugt.  Die H 10 Regelung von Horst Seehofer schade dem Ausbau der Windkraft massiv und könne auch als Versuch gewertet werden, die Laufzeiten der Atomkraftwerke auf diese Weise doch noch zu verlängern.  Die Klagegemeinschaft „Pro Windkraft“, die Fell mit ins Leben gerufen hat, sei somit auch als Klagegemeinschaft gegen Laufzeitverlängerungen zu werten.

Im weiteren Verlauf seines Referates kam der ehemalige Bundestagsabgeordnete noch einmal auf weltweite Entwicklungen zu sprechen. Weltweit sei ein weiterer massiver Anstieg der Investitionen im Bereich der Erneuerbaren Energien zu verzeichnen.  Fell, der als Energieexperte schon mehrfach China bereist hat, berichtet:  „In Peking  werden fast zwei Drittel der Neuinvestionen  in diesem Bereich getätigt.“  Ab 2020 sei  in Peking die Nutzung von Kohle verboten. Wärme, Strom, Transport – alle Bereiche würden dort auf Erneuerbare Energien umgestellt.

In vielen Ländern und Städten seien inzwischen Beschlüsse gefasst worden mit dem Ziel, die 100 % Energiewende zu erreichen, zum Beispiel in Dänemark, Schweden, Schottland, Island, Costa-Rica, Rheinland-Pfalz, München und  San Francisco. In Bayern betrage der Anteil der Atomkraft am Energiemix aktuell  noch 47 %, der Anteil der Erneuerbaren erst 35,7 %.  Das 100 %-Ziel sei noch in weiter Ferne. Bayerisches Ziel bis 2021 sei es,  51,7 % der Energiegewinnung über erneuerbare Energien sicherzustellen.

Nicht nur eine Maßnahme, sondern ganze Maßnahmenbündel sind aus Sicht des grünen Energieexperten notwendig, um eine 100 % Energiewende zu erreichen. Photovoltaik-,  Windkraftanlagen und die Kraftwärmekopplung  müssen ausgebaut werden. Überschüssiger Strom könne in Nahwärmenetze eingebracht werden. Biogasanlagen könnten Strom erzeugen, wenn Wind und Sonne fehlten. Auch Geothermie sei als Energiequelle gut nutzbar. Begeistert berichtete Fell vom Anbau von Ölpflanzen. Pflanzenöl könnten  Erdöl ersetzen. In der ägyptischen Wüste bei Luxor habe man bereits sehr gute Erfahrungen mit dem Anbau der Jatropha-Pflanze gesammelt. 20 % der weltweiten Wüstenflächen könnten mit Ölpflanzen begrünt werden.  

Der grüne Energieexperte hält den  zentralen und dezentralen Netzausbau und Investitionen in Speicher- und Steuerungstechik für unverzichtbar und die Energiewende zu erreichen. Sowohl die Stromerzeugung als auch der Stromverbrauch müsse flexibilisiert werden. Angesprochen auf die Stromtrassendiskussionen macht Fell deutlich:  „Derzeit fehlt es noch an klaren Berechnungsgrundlagen für die Sued-Link-Trasse und andere Trassen.“  Aus Sicht des Referenten sind die Trassen jedoch aufgrund von Plausibilitätsüberlegungen notwendig. Lege man das Ziel der Vollversorgung mit Erneuerbaren Energien bis 2030 zugrunde, ergebe sich noch einer größerer Leitungsbedarf als bisher berechnet.  Die Stromtrassen seien wichtig, um Stromschwankungen ausgleichen und Stromlücken schließen zu können.  Wehe in Deutschland  zu wenig Wind könne im Rahmen eines Netzverbundes  mit Norwegen Strom aus norwegischen Wasserkraftwerken bezogen werden. Durch Erdverkabel ung lässt sich laut Fell eine Verschandelung der Landschaften vermeiden. Auch das Argument, dass diese zu teuer seien, lässt er nicht gelten. Steige die Nachfrage nach Erdkabeln, wirke sich dies preissenkend aus.

Aus dem Kreis der Zuhörer wurde Fell am Ende der Veranstaltung auch danach gefragt, was er vom Bau eines sehr großen Gaskraftwerkes im schweinfurter Gewerbegebiet Maintal hält. "Nichts! lautet die kurz und klare Antwort von Fell. Dann schob der grüne Energieexperte noch einen Satz nach: "Ein so überdimensioniertes Werk macht keinen Sinn, kleine dezentrale Gaskraftwerke können dagegen durchaus sinnvoll sein."

 

 

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