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Solarstrom speichern – modern und lukrativ für alle

so  lautete der Titel eines Vortrags von Gunter Häckner, der am 6. März 2016 im Rahmen des Kommunalpolitischen Frühschoppens der GRÜNEN und Aktiven BürgerInnen für Sennfeld im Gasthaus Akropolis/Krone in Sennfeld referierte.

„Wir sind ein weltoffenes und gastfreundliches Land. Angesichts der vielen Flüchtlingsschicksale sind viele Menschen auf kommunaler Ebene bereit, Flüchtlinge zu unterstützen“, stellte der Referent zunächst fest, um dann den Bogen zur Energiepolitik zu spannen. Durch die energiepolitischen Entscheidungen in Deutschland trägt aus Sicht des Energieexperten die schwarz-rote Bundesregierung in den letzten Jahren auch viel dazu bei, dass zukünftig die weltweiten Flüchtlingsbewegungen zunehmen werden. Im Jahr 2000 sei vor allem mit den GRÜNEN im Bundestag und auch mit dem grünen Energiepolitiker Hans-Josef Fell aus Hammelburg das Erneuerbaren-Energien-Gesetz auf den richtigen Weg gebracht worden, um dem absehbaren Klimawandel entgegenzuwirken. Seit 2012 würden  jedoch im Zuge von EEG-Novellierungen viele positive Entwicklungen wieder zunichte gemacht. Weltweit und auch in Deutschland sei kaum der politische Wille erkennbar, die Klimaerwärmung durch konsequente energiepolitische Maßnahmen zu stoppen. Klimaforscher rechnen mit einer Klimaerwärmung um 3 – 4 Grad. Forstwirte und Landwirte in Unterfranken und anderswo klagen bereits zunehmend über die Auswirkungen von Trockenperioden im Sommer. In unserem Land würden für solche Probleme technologische Lösungen entwickelt und zur Anwendung gebracht, erklärte Häckner. In vielen Teilen der Welt fehle es aber am entsprechenden Know-How und den finanziellen Mitteln zur Technologiebeschaffung. „Millionen von Menschen vor allem in Afrika und Asien leiden heute schon an immer extremeren Dürreperioden, Stürmen und Überschwemmungen. Wird der CO2-Ausstoß nicht massiv und nachhaltig reduziert, schreitet die Zerstörung wichtiger Lebensgrundlagen voran und noch viel mehr Menschen werden sich auf den Weg nach Europa machen, um ihr Überleben zu sichern“, ist der Referent überzeugt.

Aus Sicht des Energiefachmanns hätte der konsequente Ausbau der Erneuerbaren Energien klimapolitisch viel Positives bewirken können. Aus Klimaschutzgründen hätten 8-10 Gigawatt PV-Leistung im letzten Jahr in Deutschland zugebaut werden müssen, erreicht worden seien bisher aber nur ca.  1,5 Gigawatt. Statt den Ausbau voranzubringen, seien durch die energiepolitischen Entscheidungen der schwarz-roten Regierung vor allem in den letzten drei Jahren die vorhandenen guten Wirtschaftsstrukturen im Bereich PV der Erneuerbaren Energien systematisch zerschlagen und ein Rückgang der Solarstromerzeugung eingeläutet worden. Schätzungsweise 60.000 – 100.000 Arbeitsplätze seien in der Solarbranche weggefallen. Im Bereich der Windenergie rechnet Häckner damit, dass die 2016 geplante EEG-Novelle dazu führen wird, dass die in den vergangenen Jahren aufgeblühte dezentrale Windenergiewirtschaft platt gemacht wird und  langfristig nur noch die großen Energieunternehmen bestehen. Eine riesige Chance zum Klimaschutz werde vertan. „Leider hört man auch von Seiten der GRÜNEN auf Bundesebene dazu nur wenig. Oder kommen die energiepolitischen Forderungen und Aktivitäten der GRÜNEN derzeit nur nicht an die Öffentlichkeit?“

Das, was auf der großen Ebene energiepolitisch versäumt wird, lässt sich aus Sicht des Energieexperten durch die Bemühungen auf kommunaler Ebene und die Fortschritte im Bereich der Solarspeichertechnik kaum wettmachen. Die Enttäuschung und der Unmut des Referenten kommen bei den Zuhörern an.  Als Geschäftsführer der Gesellschaft zur Umsetzung erneuerbarer Technologieprojekte im Landkreis Haßberge kennt Häckner viele gesetzlich verankerte Hürden, die energie- und klimabewussten BürgerInnen und Kommunen die konkreten Schritte in Richtung kommunaler Energiewende das Leben schwer machen. Dennoch lässt der Referent keinen Zweifel daran, dass die Solarstromerzeugung und Nutzung auch nach wie vor ökologisch und ökonomisch Sinn macht, nicht zuletzt durch die großen technischen Fortschritte im Bereich der Speichertechnik.

Sonnenstrom werde in erster Linie zu Tageszeiten erzeugt, in der viele Menschen außer Haus bzw. bei der Arbeit sind und der Stromverbrauch in den Haushalten gering ist. „Durch die Speicherung des Solarstroms werde dieses Problem gelöst. Ziel ist es, möglichst viel des selbst erzeugten Solarstroms direkt im eigenen Haus zu nutzen. Durch intelligente Technik ist es möglich, den tagsüber nicht benötigten Strom in einer Batterie zu speichern. Erst wenn die Batterie leer ist, wird Strom aus dem öffentlichen Netz entnommen“, erklärt Häckner das Grundprinzip der modernen Solarstromspeicherung. Durch optimierte Energieflüsse lasse sich 70 – 80 % des eigenen Strombedarfs decken. Durch die Technik könnten nicht nur die Geldbeutel der privaten und kommunalen Anlagenbetrieber sondern auch die Stromnetze entlastet werden. In einem Privathaushalt sei die Speichertechnik vor allem bei installierten Photovoltaik-Anlagen mit 3 - 4 kWp lukrativ. „Wird  mehr Energie erzeugt, reichen in der Regel die Speicherbatterien nicht aus“, so Häckner. Finanziell rechne es sich nicht mehr, den Solarstrom, den man nicht selbst verbraucht, ins öffentliche Netz einzuspeisen. Eine Rendite von 3 – 7 % sei nur im Falle des Eigenverbrauchs zu erzielen.

2012/2103 sei es zur sog. Netzparität gekommen, d.h. fremderzeugter Strom sei inzwischen genauso günstig oder teuer wie selbst erzeugter Strom. Der Anreiz für die Erzeugung von erneuerbarer Energie sei somit für Bürgerinnen und kommunalen Energieunternehmen kaum mehr gegeben. Nur Geschäftsmodelle außerhalb des EEGs – und hierzu zählt der Referent auch die Speichertechnik - seien derzeit noch lukrativ. Dass auf selbst erzeugten Strom, der ins Netz eingespeist wird, auch noch eine EEG-Umlage verlangt wird, bezeichnete Häckner als „pervers“. Zeitgleich würden die großen Industrieunternehmen von der EEG-Umlage befreit, obwohl der aktuelle Börsenpreis für Strom mit 2,04 Cent so niedrig sei wie im Jahr 2002.  Klimaschädliche Braunkohleanlagen zahlten gar keine EEG-Umlage. „Während der Industriepreis für Strom in den letzten 3 Jahren gesunken ist, stieg der Haushaltsstrom und der Strom für mittelständische Unternehmen. Mit rund 5 Mrd. Euro subventionieren so die Mittelständler und Haushalte die Großindustrie“. Häckner spricht in diesem Zusammenhang von einer völlig fehlgeleiteten und ungerechten Energiepolitik in Deutschland. Im Gegensatz dazu, investiere z.B. China seit Jahren sehr viel mehr in erneuerbare Energien. Der Referent verschweigt in diesem Zusammenhang aber nicht, dass China zeitgleich auch auf neue AKWs setze.

Solarenergie kann weltweit dezentral ausgebaut werden und ist damit auch eine sehr demokratische Energieform, ist Häckner überzeugt. Aus Sicht des Energieexperten geht es heute um eine zweite Stufe der Solarstromnutzung, da die Technik schnell voranschreite. „Smart Home“ heißt das Stichwort, wenn zum Beispiel mit Hilfe einer intelligenten Steuerungstechnik zur sonnenreichen Mittagszeit automatisch die Waschmaschine einschaltet wird. Wer Solarstrom auf dem Hausdach erzeugen will und über Speicheranlagen nachdenkt, sollte nach Möglichkeit auch die Nutzung von  Elektro-Mobilität mit einrechnen. Strom, Wärme und Mobilität – alle drei Bereiche sind wichtige Faktoren, wenn es um die klimaschonende Sonnenenergienutzung geht. Die Anlage müsse bedarfsgerecht dimensioniert werden. Häckner erinnert in diesem Zusammenhang aber auch an die Notwendigkeit der Energieeinsparung. Mit LED-Lampen lasse sich beispielsweise 80-90 % der im Haus benötigten Lichtenergie einsparen.

Nach der Wirtschaftlichkeit und der optimalen Größe des Solarspeichers befragt, weist der Referent darauf hin, dass es hier auf die individuelle Planung ankommt. Eine kleine Photovoltaik-Fläche ohne Speicher könne genauso wirtschaftlich sein wie eine große Fläche mit Speicher, wenn die Rahmenbedingungen stimmen würden. Häckner rät den Anwesenden, sich von eine Fachfirma beraten zu lassen, die auch die Tücken der Speicherinstallation kennen sollte. Und er weist darauf hin, dass es auch sinnvoll sein kann, über eine Kombination von verschiedenen Energieformen nachzudenken. Im Sommer könne mehr Sonnenstrom, im Winter mehr Windstrom erzeugt und genutzt werden. Modulare Systeme bieten aus Sicht des Energieexperten zudem den Vorteil, dass sie erweiterbar sind. Insgesamt sei das Angebot an Speichertechnik sehr vielfältig. Der Kunde könne aus verschiedenen Produkten, Herstellern, Systemen und Batteriearten ausgewählen. Auch Anlagen, die Notstrom-Bereitstellung ermöglichen, seien erhältlich. „Sagen Sie klar, was sie wollen, was die von ihnen geplante Anlage können und leisten soll – nur dann kann der Fachberater auch eine für Sie passende Empfehlung aussprechen“ – so lautet der praktische Tipp von Häckner, der damit rechnet, dass die Speichertechnik zukünftig auch noch billiger wird. Für ältere  Photovoltaik-Anlagen lohnt sich aus Sicht des Experten der Einbau eines Speichers nur, wenn nach 20 Betriebsjahren die geförderte bzw. garantierte Einspeisevergütung wegfällt. In der Regel laufen die Anlagen auch nach 20 Jahren technisch noch gut. Der erzeugte Strom kann dann mit Hilfe der Speichertechnik für den Eigenverbrauch gewinnbringend genutzt werden. Geklärt werden sollte im Vorfeld jedoch, ob die alte Photovoltaik-Anlage aufgrund der Speicherinstallation eventuell als Neuanlage gilt und somit  aktuellen gesetzlichen Rahmenbedingungen unterliegt.

Am Ende seiner sehr aufschlussreichen Ausführungen wies Häckner die Anwesenden noch darauf hin, dass bei der Installation eines Solarspeichers auch die Standortfrage geklärt werden muss. Ein gut belüfteter kühler Kellerraum biete sich an. Und natürlich müsse auch die Überwachung der Anlage sichergestellt werden.

 



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